Wie der Müller-Thurgau an den Bodensee kam
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00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zum Bodenseepodcast, der Podcast von Echt Bodensee.
00:00:11: Wir sind heute zu Gast im Weingut Röhrenbach und meine Gesprächspartner heute sind Matthias
00:00:17: und Rebecca Röhrenbach.
00:00:19: Hallo.
00:00:20: Hallo.
00:00:21: Von mir auch.
00:00:22: Hallo.
00:00:23: Was ich vielleicht noch ergänzen muss, ich habe es mit einem sehr sympathischen Vater-Tochter
00:00:26: gespannt zu tun.
00:00:27: Vielleicht, wenn ihr mir kurz zum Einstieg erklären könnt, Familienbetrieb ist richtig,
00:00:34: oder?
00:00:35: Wie muss ich mir das vorstellen bei euch auf dem Weingut?
00:00:38: Also auf uns zwei jetzt bezogen.
00:00:41: Unser Bereich ist der Weinbau, das ist der Weingutsteil des Betriebes und den Teilchen
00:00:47: hier uns quasi.
00:00:48: Ich bin gelernte Kellermeisterin und mein vater ist Weinbaumeister.
00:00:52: Was auf dem Papier bedeutet, dass er für den Außenbetrieb, also alles was während der
00:00:57: Vegetation anfällt, hauptzuständig ist und ich dann für den Ausbau der Weine, also
00:01:03: kellerwirtschaftlicher Ort dann ab der Ernte bis zur Abfüllung und genau, ich habe es
00:01:09: gesagt auf dem Papier und in der Realität ist es natürlich so, dass wir gemeinsam Wein
00:01:14: machen.
00:01:15: Das ist eigentlich das, was wir tun.
00:01:16: Weil Papiergeduldig ist und die Realität sieht anders aus oder Matthias?
00:01:20: Genau, also vielleicht kann ich so weit noch ergänzen.
00:01:22: Meinst du, es ist natürlich alles in Kooperation, alles man bespricht, alles wenn draußen was
00:01:26: klemmt oder drinnen was klemmt, muss man es gemeinsam lösen.
00:01:30: Wenn Probleme da sind, bespricht alles, was man vor hat, wie man es angeht und das ist
00:01:36: das A und Z, bei allen Sachen, dass man eben miteinander kommuniziert, wie man heute
00:01:41: so schön sagt und das machen wir eigentlich ganz gut.
00:01:44: Wichtig ist ein Grundverständnis, dass man miteinander hat.
00:01:47: Das habe ich mir schon gedacht beim Stichwort Familienbetrieb, wie es die Rebecca gerade
00:01:50: so schön gesagt hat, wir machen zusammen Wein.
00:01:53: Darüber wollte man auch heute sprechen miteinander und zwar auch mit so ein bisschen, mit einem
00:01:57: historischen Touch würde ich mal sagen.
00:01:59: Eins unserer Themen wäre nämlich der Müller Turgau, der ist ja schon lange sehr etabliert
00:02:04: und sehr beliebte, Weinzweigli hier am See.
00:02:07: Wie der allerdings hier ans nördliche Bodenseeufer kam, das war eine relativ spannende Geschichte,
00:02:12: wie ich im Vorfeld schon erfahren durfte.
00:02:15: Wie ist das gelaufen und warum ist das so eine besondere Angelegenheit gewesen, wie
00:02:20: der Wein hierher kam?
00:02:21: Es ist so gewesen, dass zu der Zeit damals, in den 20er Jahren, im letzten Jahrhundert,
00:02:26: war die Weinlandschaft eine ganz andere Art, als sie heute war.
00:02:28: Es gab eigentlich bei dem Weißweinbereich fast nur eine Sorte, das war der Elbling,
00:02:32: das war ein relativ saurer, moschtiger, dünner Wein.
00:02:35: Dementsprechend war auch der Ruf der Weine am Bodensee nicht so toll.
00:02:39: Wein wurde damals eigentlich noch gar nicht über die Flasche vermarktet, sondern fast
00:02:43: ausschließlich in Gaststätten ausgeschenkt und weil man hier auch schon immer eine gute
00:02:49: Nähe zur Schweiz hatte und auch Schweizer Kundschaft in den Restaurants oder früher
00:02:53: auch Gasthäusern, wie man früher gesagt hat, die kannten damals diese neue Sorte Mühler-Togau
00:02:58: oder Rieslings-Elwanner aus ihrer Heimat, die stammte aus der Schweiz und durch die
00:03:03: Schweizer Gäste ist auch mein Urgroßvater und mein Großvater auf diese neue Sorte aufmerksam
00:03:09: geworden.
00:03:10: Das war kurz nach dem Ersten Weltkrieg.
00:03:11: Und sie waren eigentlich überzeugt davon, dass diese neue Sorte, wenn sie auf der anderen
00:03:15: Seeseite gut gedeiht, auch auf unserer Seeseite gut wachsen sollte.
00:03:20: Das ist ja naheliegend.
00:03:21: Das ist auch gedeiht.
00:03:22: Genau, aber das Deutsche Reich hat das damals eben nicht erlaubt, dass man Rebenpflanzgut
00:03:28: über die Reichsgrenze verbringt.
00:03:30: Das war ja Weimarer Zeit oder Weimarer Republik.
00:03:33: Und da gab es ein Saatgutverkehrsgesetz und das Gesetz hat es eben nicht ermöglicht,
00:03:38: diese neue Rebsorte auf legalem Wege ans Deutsche Ufer zu bringen.
00:03:42: Aha, legal war es nicht möglich.
00:03:44: Da riech ich raus, man musste andere Wege finden.
00:03:47: Genau, es war legal nicht möglich.
00:03:48: Man hat es natürlich probiert.
00:03:50: Mein Urgroßvater war zu der Zeit in Anstellung beim Magrafen von Baden hier direkt 200, 300
00:03:56: Meter weiter auf Schloss Kirchberg als Schlossgutsverwalter mit eigenem Weinbau und eigener Gaststätte,
00:04:02: was auch wichtig war.
00:04:03: Die hatten sehr viele Kunden aus der Schweiz damals schon oder Gäste.
00:04:05: Und er war eigentlich felsenfest davon überzeugt, dass diese Rebsorte hierher muss und seine
00:04:11: Obrigkeit damals, der Prinz Max von Baden, der letzte deutsche Reichskanzler seinerzeit,
00:04:16: hat das natürlich nicht unterstützen können, weil es natürlich auch gegen das Gesetz war.
00:04:22: Und da mein Urgroßvater und Großvater ja auch gewisse Dicköpfe waren in ihrer alemanischen
00:04:29: Art, haben sie dann überlegt, wie können sie das Deichseln trotzdem zum Ziel zu kommen.
00:04:35: Und so sind sie dann auf die Idee gekommen, haben den Kontakt geknüpft in die Rebschule
00:04:40: nach Schloss Arenenberg auf der anderen Bodenseeseite.
00:04:43: Also wenn man von der Reichenau über den Untersee schaut, sieht man ja dort das Napoleonschlösschen
00:04:47: und dort war eine Rebversuchsanstalt mit auch Pflanzgut dieser neuen Sorte.
00:04:52: Da haben sie Kontakte geknüpft und haben von dort dann nach Absprache im Frühjahr 25,
00:04:59: also 1925 im April, die ersten 400 Reben hierher gerudert.
00:05:03: Und da hat sich mein Großvater mit einem Hagnauer Fischer, Gotthilf Einser zusammengetan.
00:05:09: Der hat ihm sein Boot und seine Ruderkraft zur Verfügung gestellt.
00:05:13: Und so sind die in einer Nacht- und Nebelaktion quasi dann illegalerweise in die Schweiz
00:05:18: gerudert und haben dort die ersten 400 Stecklinge, sagt man, oder wird's leichte Reben dann
00:05:25: hier rüber geholt ans deutsche Bodensee-Ufer.
00:05:28: Das heißt aber die Schweizer, die waren der Aktion gegenüber nicht abgeneigt, weil
00:05:33: du gesagt hast, sie haben Kontakte geknüpft.
00:05:35: Genau, die Schweizer waren natürlich nicht abgeneigt, weil das war ja ihr Produkt und
00:05:40: die haben schon auch das Potenzial der Sorte gesehen, gerade in Gegenden, wo das Klima
00:05:45: im Weinbau ein bisschen mehr am Rande ist.
00:05:48: Das heißt, unser Bodensee-Gebiet, wir liegen ja 400 Meter hoch, also relativ zwar südlich
00:05:52: im Deutschland, aber sehr hoch.
00:05:54: Und da gibt es relativ wenige Sorten, die mit dieser Vegetation gut auskommen und da
00:05:59: war diese neue Sorte eigentlich maßgeschneidert auch für das Klima unserer Region.
00:06:04: Schade, dass es denn nicht auf legalem Weg möglich war, dass es da so viel Widerstände
00:06:09: gab dagegen, obwohl doch die Sorte ja ideal geeignet war.
00:06:12: Genau, aber es war wie gesagt eben illegal.
00:06:15: Und dann kurz nach, muss ich mich vorstellen, 1925 die Pflanzung bis junge Reben das erste
00:06:20: Mal erträge haben dauert es drei, vier Jahre, also ab 1930 vielleicht die ersten Weine können
00:06:26: in der Schlossgaststätte ausschenken.
00:06:29: Dort waren sie aber in kürzester Zeit ausverkauft und sehr stark nachgefragt, hauptsächlich
00:06:33: auch durch Schweizer Gäste, die eben diese Rebsorte kannten, in Deutschland kannte man
00:06:37: diese Sorte ja noch nicht.
00:06:39: Dann kam aber natürlich das dritte Reich dazwischen mit dem Reichs-Nährstand etc.
00:06:43: zweiter Weltkrieg und über diese ganzen Jahre hat man diese Sorte weiter gepflegt, aber
00:06:48: der richtige Siegeszug und dann auch das legalisierende Sorte kam dann erst nach dem Zweiten Weltkrieg.
00:06:54: Okay, das heißt aber ohne den Grundsteinen, den deine Vorfahren gelegt hätten, wer weiß
00:06:58: wie es dann gelaufen wäre?
00:07:00: Ja, da kann man sich jetzt nicht zu viel selber auf die Schulterung klopfen, aber ich denke
00:07:05: schon man hat da was angestoßen, für die richtigen Zeit, wann und wie schnell das nach dem Krieg
00:07:11: so oder so gekommen wäre, es wäre wahrscheinlich so oder so irgendwann losgegangen mit dieser
00:07:17: Sorte auch im ganzen Land dann.
00:07:19: Wie hat sich das oder wie muss ich das angefühlt haben für die beiden, die waren zu zweit dann,
00:07:26: was ich richtig verstanden habe, gegen denen die Düse, wie man heute sagen würde, oder
00:07:30: waren die da relativ cool, ist das noch...
00:07:33: Ja, also ich denke, wie die zwei sich gefühlt haben, weiß ich nicht.
00:07:38: Also ich habe relativ aufschrieben vom Opa, dass sie Pflegung Schüpplinge dabei hatten
00:07:43: und was zu trinken, weil das ging ja ein paar Stunden hin und zurück.
00:07:47: Was aber natürlich das größere Gefahr war, war quasi das Verhältnis zu den Vorgesetzten,
00:07:52: die Markarfen von Baden haben, dass er dann bald Spitz gekriegt.
00:07:55: Und dann wurden der Großvater und der Urgroßvater abgemahnt, also mit Entlassung gedroht etc.
00:08:00: und das wurde auch verboten, diese Trauben in die Kellerei nach Salem zu verbringen, also
00:08:04: die mussten quasi in der Schlosskirchbürger, im Keller der Schlossgaststätte, mussten die
00:08:09: quasi mit einfachen Gerätschaften die Weine selber kältern und durften sie auch nicht
00:08:14: irgendwo unter Salem, Markarfen, Baden Label weiterverkaufen.
00:08:20: Also der Ausschank ging ausschließlich über die Schlossgaststätte.
00:08:23: Und erst als denn die Obrigkeit gemerkt hat, dass damit auch Geld zu verdienen war, weil
00:08:27: der Opa die haben den Wein schon gleich als doppelt so teuer wie alle anderen Weine
00:08:32: angeboten im Viertel des Glas und auch dieser höhere Preis hat aber die Kunden nicht davon
00:08:38: abgeralten, die diese neue Sorte, die den anderen auf Anhieb weit überlegen war, von der Aromatik
00:08:44: von der Milde, weiche Säure, schöne frische Frucht, was man gar nicht kannte, also nicht
00:08:50: mehr diese Mostigkeit und diese eher ins Apfelmost gehende Säureliche des Weines hatte
00:08:56: Mirotoga eben gar nicht gehabt, sondern sehr milde fruchtige Säure auch als Trocknerwein
00:09:02: und das hat ihn relativ schnell sehr beliebt gemacht.
00:09:05: So wie man ja heute auch noch kennt und schätzt.
00:09:08: Apropos heute, man hört ja ganz viel Leidenschaft damals schon bei den früheren Generationen
00:09:14: raus fürs Wein machen, Rebecca, wie ist das, setzt sich die Familientradition, das setzt
00:09:20: sich fort bis heute, habe ich den Eindruck, auch wenn ihr nicht illegal aktiv sein müsst.
00:09:25: Ja, auf jeden Fall, also so wie wir arbeiten und was unsere Arbeit bedeutet, sollte man
00:09:31: auf jeden Fall sehr viel Freude für das Aufbringen, was man da macht und am Ende
00:09:36: vom Tag natürlich auch immer einen gewissen Stolz auf das, was man da voll bringt und
00:09:41: das Schöne einfach an unserem Handwerk ist für mich, dass es sehr vielfältig ist, allein
00:09:47: schon wenn man die Sorten ansieht, wie sie sich präsentieren, aber auch was unsere einzelnen
00:09:52: Arbeiten so übers Jahr hinweg angeht, dass auch jedes Jahr aufs Neue so seine Herausforderungen
00:09:58: trägt und wir, ja, dass man das alles so begleiten darf.
00:10:02: Das ist schon wirklich was ganz Besonderes, was unheimlich viel Freude mit sich bringt.
00:10:07: Aber wahrscheinlich auch viel Arbeit mit sich bringt oder wahrscheinlich was mir so einfällt
00:10:12: ist vielleicht das Stichwort auch Verpflichtung, dass man sich verpflichtet fühlt, den Generationen
00:10:17: vor sich das aufrecht zu erhalten, zu entwickeln.
00:10:19: Ja, ich denke, also dieses Pflichtgefühl spielt schon auf jeden Fall mit, wobei ich glaube,
00:10:25: das darf man nicht zu sehr hoch kommen lassen, sondern letztendlich ist unser Jahr eigentlich
00:10:31: so voll mit schöner Arbeit, aber mit viel Arbeit, dass wir da jetzt auch nicht unbedingt
00:10:38: viel Zeit haben, uns jetzt in Gedanken über das Pflichtgefühl zu ergötzen, sondern wir
00:10:43: versuchen eigentlich jedes Jahr aufs Neue unser Bestes zu geben für die Produkte, für
00:10:49: die Weine, die uns einfach auch selber viel Freude bereiten und darauf soll dann am
00:10:54: Ende jetzt neben Pflicht, Verantwortung und den ganzen negativen Dingen, soll darauf
00:10:59: dann letztendlich der Fokus liegen.
00:11:01: Das Positive soll im Vorrag stehen.
00:11:03: Ich nehme an, dass das erwartet auch die Gäste, wenn sie herkommen.
00:11:06: Was, wenn wir das Weingut Röhrenbach besuchen, wie muss ich mir das vorstellen?
00:11:10: Wir können es ja jetzt nur hören und nicht sehen.
00:11:12: Genau, wir sind Weingut und Hotelbetrieb direkt in Innenstadt am Bodensee-Ufer gelegen.
00:11:19: Das ist am Westen von Innenstadt.
00:11:21: Wir haben ein hübsches kleines Apartment-Hotel, wo die Reben davor liegen.
00:11:28: Dann gibt es auch einen direkten Seezugang.
00:11:31: Und hier am Hof verarbeiten wir auch direkt alle Trauben.
00:11:36: Also wir sind ein komplett eigenständiges Weingut, das alle Trauben, die wir produzieren,
00:11:43: die wir ernten, auch direkt verarbeitet in so kleinen Kreisläufen wie möglich und so
00:11:50: schonend wie möglich.
00:11:51: Das ist unser Fokus.
00:11:53: Von der Atmosphäre hier, würde ich sagen, es ist trubelig.
00:11:57: Aber es ist auch ein Ruhepull gleichzeitig.
00:12:02: Also trubelig vielleicht vor allem so in den Arbeitsspitzen jetzt im Hochsommer und dann
00:12:08: im Beginn an den Herbst, wenn die Weinlese beginnt.
00:12:12: Wir haben aber das Glück, dass wir hier relativ abseits von jeglichen Straßen liegen.
00:12:18: Und das ist eigentlich auch das, was dann unsere Gäste, auch unsere Weinkunden hier genießen,
00:12:23: dann eigentlich dann vor allem draußen auf der Terrasse mit Blick zum See ein Glas Wein
00:12:27: zu trinken, in die Weinberge zu schauen, auf den See den Sentes zu erblicken und dann
00:12:33: einfach so ein bisschen dieses "Ankommen" würde ich es nennen.
00:12:37: Man kann es aushalten bei euch.
00:12:39: Auf jeden Fall.
00:12:40: Du meintest trubelig und ruhig gleichermaßen.
00:12:44: Den Eindruck hatte ich auch.
00:12:45: Wie schafft ihr das?
00:12:47: Ich erlebe euch beide als sehr ruhig in euch wohnt, gefasst, nicht im Stress.
00:12:53: Ich stelle mir das unglaublich oder manchmal auch herausfordernd vor, so einen Familienbetrieb
00:12:57: am Laufen zu halten.
00:12:58: Ja, also das Wichtigste ist, also wie zu Anfang auch schon gesagt, eigentlich die Komplikation
00:13:03: um das Miteinander und das funktioniert natürlich auch mal besser und mal schlechter.
00:13:08: Ich glaube, dass man am wichtigsten das Ende des Jahres, das ist das Wichtigste.
00:13:11: dass die Ruhe in einem selber so gut wie möglich liegt auf seine Mitarbeiter, einfach auf das Team
00:13:18: vertraut. Das ist für uns einfach ganz elementar, dass wir loyal miteinander sind, dass da eine
00:13:23: grund positive Stimmung und auch vor allem Vertrauen zueinander herrscht, egal ob das jetzt wir beide
00:13:29: sind oder eben ein Mitarbeiter, egal ob im Hotel oder im Weingut, dass jeder jederzeit zu uns kommen
00:13:37: kann, wenn etwas ist und aber auch wir zueinander, wenn das man einfach miteinander spricht und das ist
00:13:43: mal besser, mal schlechter. Wie ist das wahrscheinlich überall? Matthias, wie würdest du das beurteilen?
00:13:49: Das ist mal anders beschreiben. Also ich denke, das kann das nur unterstreichen. Das sind die Tiefen,
00:13:55: Entspanntheit, täuscht bestimmt auch mal drüber hinweg. Also es gibt bei uns auch Momente, wo man
00:14:00: ein bisschen an seine Grenze kommt, weil einfach relativ viel auf einen einbrastelt. Das können
00:14:04: Wetterbedingungen sein, kommt in den Gewitter, muss hier alles Sturm sichermachen draußen, den
00:14:08: Reben hast, Angst vor Hagel oder irgendwelchen sonstigen Sturm und Wasserschäden. Also man leidet
00:14:14: schon ein bisschen auch natürlich mit seiner, mit seinen Kulturen draußen. Man arbeitet das ganze
00:14:20: Jahr dafür hin, dass man irgendwie schöne Trauben und Reife Trauben im Herbst erntet und das ist
00:14:24: eben unsere Werkstatt ist im Freien und wir können nicht alles schlussendlich bestimmen, nur erhoffen.
00:14:31: Und das tut schon manchmal auch weh, wenn man dann, wir haben 2017 mal einen sehr starken Hagel
00:14:36: gehabt im Ende Juli, Anfang August. Das sind Sachen, da geht es über den monetären Schaden
00:14:41: hinaus natürlich, das tut regelrecht weh. Man hat so viele Stunden da drin gearbeitet, auch die
00:14:47: Leute, oftmals gesagt, komm das machen wir jetzt noch fertig und die Leute angeschoben und dann
00:14:53: stehst du auf einmal da und denkst, warum das ganze innerhalb von fünf Minuten warst denn vorbei.
00:14:58: Und das sind schon so Momente, wo man sich dann wieder so brütteln muss und aber also für
00:15:04: gibt es wieder schöne Momente, wo man was geschenkt bekommt. Zum Beispiel würde dir da was einfallen,
00:15:09: wenn du sagst schöne Momente oder was geschenkt bekommst? Also ich meine da eigentlich hauptsächlich
00:15:13: für mich geschenkt bekommt war so ein Jahr 2022 zum Beispiel, wenn im Herbst dann auf einmal du in
00:15:19: der Reife Zeit Glück hast, das Wetter dreht, du hast Föhn zum Beispiel, also wir leben ja sehr
00:15:24: stark von der Wechselwirkung zu den Südwestströmungen und Föhnwirkungen aus dem Alpen raus und da haben
00:15:31: wir einfach mal einen stabilen Föhn gehabt, zwei, drei, vier Wochen lang im Herbst und du
00:15:34: konntest die Trauben hängen lassen am Stock und musstest nicht gucken, was du nacheinander weg
00:15:39: erntest und du konntest auch mal im Herbst zwei, drei Tage Pause machen und dann wegarbeiten im Keller
00:15:45: und dann das war ein wunderschöner Herbst, wie wir nicht jedes Jahr haben, 2023 war es dein Umgekehrt.
00:15:50: Also ich meine jetzt das sind so die Glücksgefühle für einen, wenn du Winzer bist draußen, dass du
00:15:58: zum Schluss des Jahres, also das Schluss des Jahres markiert bei uns die Ernte, dass du dann das
00:16:04: noch eigentlich auch gebührend und in Ruhe und würdig ernten kannst und musst es nicht reinraffen,
00:16:09: dass du das irgendwie noch retten musst. Dass man es über die Ziellinie bringt, so wie man sich das
00:16:14: vorstellt. Genau und dann ist es auch so, dass da echt in dem Moment schon sehr, sehr viel Last von einem
00:16:21: Abfeld, also das sind so auch ein Rucksack, den man unbewusst mit sich immer mitträgt und das ist
00:16:27: schon ein super tolles Gefühl, wenn du sagen, wenn die letzten Trauben, die letzte Kiste,
00:16:30: Trauben da in deinem Skeltorhaus oder auf die Presse gelaufen sind und dann kannst du mal echt
00:16:35: mal tief durchschnaufen, bist auch dankbar, sehr dankbar und das feiern wir auch immer zusammen mit
00:16:40: unseren Helfern, dass man abends dann gemütlich zusammensitzt und viele Stunden, die man miteinander
00:16:47: gearbeitet hat, den auch noch gemütlich ausklingen lässt. Haben wir auch früher schon, das habe
00:16:50: ich auch übernommen oder die Reveka von meinem Vater, also kann mich immer noch erinnern,
00:16:54: mein Vater früher, da habe ich ins einzige Mal im Jahr manchmal gesehen und ein bisschen mit einem
00:16:59: leichten Schwibs, weil da habe ich immer, hast du gemerkt, was denn abfällt? Da habe ich mir gedacht,
00:17:04: warum ist der jetzt so komisch und dann hast du gemerkt, was das schon auch für eine gewisse
00:17:10: Last ist, die man dann ins Ziel bringt, aber ein sehr positives Gefühl. Inwiefern können die
00:17:19: Gäste bei euch daran teilhaben, wenn es um die Ernte geht, aber auch um andere Zeiten im Jahr?
00:17:25: Also unsere Gäste können eigentlich jede Woche daran teilnehmen, wir haben wöchentlich unsere
00:17:33: Hausweinprobe, das ist eigentlich auch schon sehr auf Familien traditionell, das hat auch unsere
00:17:37: Großeltern haben das schon gemacht, immer einmal die Woche Sexweine probiert, mit den Gästen das
00:17:45: ganze begleitet durch ein Feschboar, also eine Prozeit, das machen wir nach wie vor jede Woche am
00:17:52: Montag ziemlich konservativ, aber wir genießen das, das ist einfach für uns eine unheimlich schöne
00:17:59: Ort und Weise, den unseren Gästen, aber natürlich auch Touristen hier aus dem Ort über unsere
00:18:06: Arbeit zu erzählen, über unsere Weine und sie einfach da so mitzunehmen in unseren Alltag hinein
00:18:15: und ansonsten können unsere Gäste eigentlich sehen, die eigentlich live und in Farbe jeweils
00:18:22: die arbeiten, die zu jeweiligen Jahreszeit anstehen, die Frühstücken im Herbst, wenn vor ihnen die
00:18:29: Wimler, also die Lesehelfer in der Ernte sind und die Trauben mit ihren Schärmen in den Eimer
00:18:36: schnippeln, die sehen wie der Papa jetzt Laub schneidet, um diese Jahreszeit fleißig wie ein
00:18:43: Friseurmeister, die die Reben trimmt, die sehen im Herbst dann, wenn die Trauben auf dem Hof hier
00:18:50: direkt verarbeitet werden, hier eigentlich direkt eingekältet werden, überall sehen sie.
00:18:56: Ich ergänze es vielleicht noch so hin, bloß dass das nicht falsch verstanden wird, weil die Frage
00:19:00: war ja auch, also die Gäste werden nicht aktiv in den Arbeitsprozess im Weinberg eingebunden,
00:19:07: im Herbst gibt es mal den einen oder anderen, der fragt ob er dann mal bei der Ernte mal eine Stunde
00:19:11: mitgehen kann, das kann er natürlich gerne, aber es ist jetzt nicht so, dass jetzt während der
00:19:15: Vegetation, sagen von Mai bis August, die Laubwand aufgebaut wird, dass die Leute jetzt da einen
00:19:20: halben Tag mit rausgehen, es ist auch nicht zu unterschätzen, das ist körperliche Arbeit unter
00:19:27: Sonneneinstrahlung in den Weinbergen, ist es warm, sind eiszeitliche Böden und unter uns warme Böden,
00:19:32: die dampfen ganz schön Hitze ab, also ist einfach auch eine körperliche Belastung und wenn da jemand
00:19:38: mitmachen wollte, könnt er es gerne, aber das muss man so ehrlich sind, dass das ist jetzt nicht so,
00:19:42: dass die Leute es da juchtsend und pfeifend und singend mit uns durch den Weinberg hüpfen.
00:19:47: Das kann ich mir gut vorstellen, deswegen kommt man wahrscheinlich auch nicht hierher. Ja genau,
00:19:51: also ich habe es jetzt auch von meiner Beschreibung eher so gemeint, dass man es einfach, man sieht es
00:19:56: und sieht darauf hin und das finde ich ist aber auch schon eine gewisse Art,
00:20:01: weil man hat vielleicht auch ein bisschen das Gefühl für das, was ansteht, so ein Jahreszeit.
00:20:05: So hat ich es verstanden, man ist mittendrin, steht nur dabei. Jetzt haben wir aber geredet über die
00:20:10: Traditionen, ich kam mit der Verantwortung und auch die Herausforderung, ihr macht das ja alles damit
00:20:16: am Ende, was richtig, ein richtig edler Tropfen ins Glas kommt. Was sind eure Highlights, was schmeckt
00:20:22: euch aktuell am besten bei dem, was ihr alles großartiges zustande bringt? Okay, immer wieder
00:20:27: aufkommende Frage, also ja, was trinken wir am liebsten? Okay, meine persönlichen Highlights
00:20:34: momentan, eigentlich ein Dauerbrenner jetzt schon die letzten drei, vier Jahre ist für mich der
00:20:39: Souvenir-Uplo. Und auch der Weißbegunder, den mag ich einfach unheimlich gern, der hat so eine tolle
00:20:46: weiche, gelbfleischige Frucht, das schmeckt mir sehr gut und klar, als Klassiker immer dabei gehört
00:20:55: natürlich der Milotoga-Mars auf jeden Fall mit dazu. Wir haben auch einen sehr schönen Milotoga-Sekt,
00:21:00: das ist nochmal eine besondere Winifikation, wenn man so möchte, vom Milotoga und dieser Art
00:21:06: auch ein ziemliches Alleinstehendes Produkt, das wir, das wir sehr, sehr gerne produzieren.
00:21:13: Matthias, siehst du es ähnlich oder hast du eigene Präferinzen? Ja, ich sehe es ähnlich.
00:21:18: Weißbegunder schmeckt beim Weißwein auch ein ganz schöner, weicher, cremiger Wein, den ich sehr
00:21:24: gerne habe. Seit ein paar Jahren, seit ihre Wecker nach Studium und Ausbildung im Betrieb bei uns
00:21:29: für den Keller verantwortlich zeichnet, machen wir auch Weißwein und Rotwein-Ques. Das hat sie sich
00:21:35: erbeten und habe ich mich auch gefreut, weil das ist eine Sache, die ich in meiner Ausbildung,
00:21:39: das liegt ja schon sehr lang zurück. Hat mir das noch viel konservativer angeguckt und wir machen
00:21:43: ein sehr schönes Weißwein-Ques mit Weißbegunder und Muskatella, die Schnittmenge, das ist auch ein
00:21:49: sehr schöner fruchtiger Wein und machen ein Rotwein-Ques namens Alefans. Alefans, wo kommt
00:21:56: denn der Name her? Ja, Alefans ist ein Begriff aus unserer dwebisch-alemanischen Mundart, wird
00:22:02: eher so als, man bezeichnet jemanden als "alafensig", der nicht so angepasst ist, vielleicht ein bisschen
00:22:08: verschroben, ein bisschen so gegen den Mainstream auch ein bisschen aufrührerisch sein kann, also
00:22:14: nicht angepasst. Das passt ja gut, genau. Ja, wunderbar. Zum Schluss hätte ich noch die Frage,
00:22:19: wir hatten es ja von den Generationen, wir sind eingestiegen mit vor 100 oder vor fast 100 Jahren,
00:22:24: was der U-Kroßvater gemacht hat. Was man auch wieder nicht sehen kann, Rebecca, du bist Schwanger
00:22:30: im Wiffiten-Monat, das hatte ich noch gar nicht gefragt. Ich bin im sechsten Monat jetzt Schwanger,
00:22:36: genau, ist unser zweites Kind, genau, das hoffentlich dann nach der Ernte zurückkommen.
00:22:44: Habt ihr meinst du das Timing funktioniert? Ja, hoffen wir es mal. Also bei unserer ersten Tochter
00:22:49: war es genau der Tag nach der Lese, also ich hoffe, dass es sich wieder ausgeht. Ja, das scheint,
00:22:55: deswegen frage ich auch, natürlich kannst du dir vorstellen, die nächste Generation, die da heran
00:23:01: wächst, dass sie den Familienbetrieb fortführen wollen werden oder macht man sich da noch gar
00:23:08: keine Gedanken oder der zum zweit mal werdende Opa, wie ist es für den? Also das war jetzt bei uns
00:23:13: nie so Thema, also mit diesem Familienbetriebs-Einstieg, sondern das waren eigentlich mehr so Entwicklungen,
00:23:19: die mir, die so in einem Selbstwurf von Stadten gegangen sind. Deshalb war ich mir da jetzt für
00:23:26: unsere Kinder noch keine, keinelei Gedanken. Wir haben das hier immer sehr locker gehandhabt. Wir
00:23:34: haben von unseren Großeltern und von unseren Eltern gelernt, einfach den Ort hier unheimlich zu
00:23:40: genießen und dankbar zu sein für das, was wir hier haben. Die Liebe zum See, zum Weinbau,
00:23:46: das alles einfach nicht auf eine verkrampfte Art, sondern durch das Leben im Miteinander hier mitzunehmen.
00:23:55: Und ich glaube, wenn ich das meiner Tochter schon auf den Weg geben kann, dann ist das schon eigentlich
00:24:00: das Schönste der Gefühle, wenn ich jetzt mit ihr sehr runterspazieren kann, ein paar Steine reinwerfen,
00:24:05: dann ist das unheimlich schön und das macht einen sehr demütig für die Lebenssituationen,
00:24:11: in der man sich befindet. Das glaube ich wohl, das ist auch sicher die richtige Hange in zwei
00:24:16: Sämathias. Ja, ich kann das nur unterstützen, weil mir sind natürlich sehr, sehr froh, dass
00:24:21: jemand weitermacht, wobei wir es nicht gefordert haben. Die Herausforderung für die Gezre-Vecas-Generation
00:24:27: oder falls dann später das jemand weitermachen möchte, wird sicher nicht weniger, also gesellschaftliche
00:24:33: Veränderungen etc. Also zu meiner Zeit hat man immer nur Hurra vorwärts gedacht, man hat produziert,
00:24:39: produziert, produziert. Der Markt war viel regionaler, viel kleiner. Heute ist es schon alles sehr,
00:24:45: sehr speziell und natürlich, es kommt die Klimaveränderung dazu, was nicht ob du es gelesen
00:24:50: hast, kommt was ich Kirsch-Essig fliege vor fünf Jahren, jetzt gibt es den Japankäfer. Also alle
00:24:56: paar Jahre haben wir wieder neue Herausforderungen im Schädlingsbereich, zum Beispiel diese haben
00:25:01: wir jetzt auch wieder ein Jahr, das sehr feucht und warm ist, ein Pilzjahr, wenn man so möchte,
00:25:06: mit dem Milthau. Also die Herausforderungen auch durch die Klimaveränderungen wird nicht
00:25:10: geringer werden und die junge Generation jetzt ist top ausgebildet und auch extrem willig und
00:25:17: möchte daran und wir unterstützen das und tun es aber gleichzeitig, wir unterstützen und bremsen
00:25:23: imgleichen, weil man darf sich nicht komplett hingeben und dann macht man sich kaputt. Also
00:25:29: man muss einfach schon auch mit Maß und Ziel sich entwickeln. Man will als junger Mensch sehr viel
00:25:34: aus Mal wuppen und da will man oftmals mehr als einfach geht und man muss auch nebenher das
00:25:42: Leben leben und seine Freude haben am Alltag. Das klingt nach einer sehr vernünftigen, sehr
00:25:48: gesunden Einstellung. Rebecca Herrbohrnbach, Matthias Röhrenbach, vielen Dank für das Gespräch.
00:25:55: Das war der Bodensee Podcast, der Podcast von echt Bodensee und wenn ihr mehr über das herrliche
00:26:02: Weinkut Röhrenbach erfahren möchtet, dann schaut wie immer in unsere Shownotes. Mein
00:26:06: Name ist Peter Meisterhans, ich sage vielen Dank fürs zuhören und das letzte Wort überlasse ich
00:26:11: unseren Gastgebern. Tschüss bis bald. Tschüss und vielen Dank fürs zuhören.
00:26:16: [Musik]
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